Der Natur- und Geopark Vulkaneifel ist weltweit einmalig, was seine Vielfalt an erloschenen Vulkanen, Mineralwasserquellen und Maaren angeht. Hier wird Erdgeschichte spürbar und lebendig.

Der See liegt dunkelgrün und spiegelglatt unter uns. "Naturfreibad Gemündener Maar geöffnet", verrät das Schild an der Abzweigung gegenüber dem kleinen Ausflugscafé. Pflaumenkuchen mit einer dicken Haube Schlagsahne, den die junge Servicekraft gerade vorbeiträgt, sieht extrem verlockend aus. Aber ein Blick über die Wasserfläche verrät: An diesem eher frischen Septemberwochentag hat noch kein einziger Badegast den Weg an den Vulkansee gefunden. Dieses kleine Naturwunder, der kreisrunde See mitten im Vulkankrater, könnte uns wenigstens für einen Moment ganz allein gehören. Statt Kaffeepause steigen wir also noch mal auf die Räder und lassen uns gemütlich die Straße zum Bad auf der anderen Seite des Kraters hinunterrollen. Das Kassenhäuschen ist nicht besetzt. Der Bademeister ist mit Rasenmähen beschäftigt. Wir stellen die Räder ab, tauschen Radler- gegen Badehose und tauchen – nach vorsichtigem Temperaturtest mit dem großen Zeh – mit beherztem Kopfsprung ins klare Wasser ein. Trotz kühler Außentemperatur und einer Tiefe von knapp 40 Metern ist die Wassertemperatur angenehmer als vermutet. Das ist allerdings nicht dem Vulkan zu verdanken, der das Gemündener Maar vor ca. 30.000 Jahren geschaffen hat, sondern der Sommersonne,  deren Wärme hier noch gespeichert ist.

Einzigartige Vulkanvielfalt

Vulkankegel, Mineralwasserquellen, eine einzigartige Dichte an Naturphänomenen und ganz besonders die Maare machen die Vulkaneifel zu einer weltweit einmaligen Landschaft. Keine andere Region der Erde bietet eine vergleichbare Vielfalt und Vielzahl an Maaren und Vulkankegeln. Wasser und Feuer haben diese facettenreiche Mittelgebirgsregion geformt und eine Vielzahl besonderer Ökosysteme entstehen lassen, in denen Pflanzen und Tierarten heimisch sind, die andernorts selten oder gar verschwunden sind. Im November 2015 hat die UNESCO daher offiziell entschieden, den Natur- und Geopark Vulkaneifel zu einem von sechs UNESCO Global Geoparks in Deutschland zu ernennen. Damit steht die Vulkaneifel international auf einer Anerkennungsstufe mit Welterbestätten und Biosphärenreservaten.

Naturerbe vermitteln

Eine hohe Ehre, mit der aber auch ein wichtiger Auftrag verbunden ist: Die Region hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihre vulkanische Herkunft so aufzubereiten, dass Besucherinnen und Besucher von nah und fern diese besondere Landschaft erfahren und verstehen können. Das Schwimmen im Maar ist eine ganz hautnahe Naturerfahrung – ähnlich wie die Wanderungen auf den Vulkaneifel- Pfaden oder eine Radtour auf dem Maare-Mosel-Radweg. Aber man kann sich dasThema Vulkanismus auch über viele andere Angebote erschließen: im Geomuseum oder bei einer unterirdischen Höhlenführung.

Es sind die Maare, die die Region weltweit zu einem echten Champion machen: In dieser Vulkanlandschaft von 55 km Länge und ca. 25 km Breite sind bisher 75 Maare erkundet und wissenschaftlich nachgewiesen worden. Damit ist die Vulkaneifel weltweit das Gebiet mit der höchsten Maar-Dichte. Wissenschaftler schätzen besonders, dass in der Vulkaneifel alle Entwicklungsstadien eines Maares zu finden sind. Die Palette reicht vom wassergefüllten Maar wie dem Pulvermaar, Meerfelder Maar oder den Dauner Maaren über die verschiedenen Verlandungsstufen bis hin zum Hochmoor und den nur noch als mehr oder weniger flache Mulden in der Landschaft erkennbaren Trockenmaaren.

Vulkaneifel per Rad

Der Maare-Mosel-Radweg ermöglicht eine gute Annäherung an die Region und ihre Maare. Der komfortable und breit angelegte Radweg führt auf einer ehemaligen Bahntrasse von Daun mitten durch die Vulkaneifel bis hinunter an die Mosel. Die meiste Zeit geht es sanft bergab. Aber wer die vielen Maare sehen möchte, sollte ab und zu den Hauptweg verlassen. Immer wieder machen wir kurze Abstecher weg von der bequemen Bahntrasse und hinein in die einst von heftigen Naturgewalten geschaffene Vulkanlandschaft.

Was als ruhiger Wochenendausflug geplant war, entwickelt sich zu einer spannenden Zweiradtour mitten ins Herz der Erdgeschichte und auch mal mitten hinein in einen Kratersee. Nach dem Bad im Vulkan bleiben wir noch ein bisschen auf dem Holzdeck mit Blick über den tiefgrünen See sitzen und lassen uns von der Sonne wärmen. Dann treibt uns der Hunger zurück in die Zivilisation. Hoffentlich ist noch Pflaumenkuchen da.